Quelltext der Seite Cobalt(II)-chlorid

{{Weiterleitungshinweis|CoCl<sub>2</sub>|Nicht zu verwechseln mit COCl<sub>2</sub>, [[Phosgen]].}}

{{Infobox Chemikalie
| Strukturformel   = [[Datei:Kristallstruktur Cadmiumchlorid.png|180px|Kristallstruktur Cobalt(II)-chlorid]]
| Kristallstruktur = Ja
| Strukturhinweis  = {{Farbe|#C0C0C0|Kreis=1}} [[Cobalt|Co]]<sup>2+</sup> {{0}} {{Farbe|#00FF00|Kreis=1}} [[Chlor|Cl]]<sup>−</sup>
| Suchfunktion     = CoCl2
| Andere Namen     = Cobaltdichlorid
| Summenformel     = CoCl<sub>2</sub>
| CAS              = * {{CASRN|7646-79-9}} (wasserfrei)
* {{CASRN|7791-13-1|Q13365705}} (Hexahydrat)
| EG-Nummer        = 231-589-4
| ECHA-ID          = 100.028.718
| PubChem          = 24288
| ChemSpider       = 22708
| DrugBank         = DB14206
| Beschreibung     = blauer kristalliner Feststoff (wasserfrei), als Hexahydrat rot-violetter Feststoff<ref name="GESTIS">{{GESTIS|Name=Cobalt(II)-chlorid|ZVG=2590|CAS=7646-79-9|Abruf=2024-01-02}}</ref>
| Molare Masse     = 129,84 g·[[mol]]<sup>−1</sup> (wasserfrei)
237,93 g·[[mol]]<sup>−1</sup> (Hexahydrat)
| Aggregat         = fest
| Dichte           = 3,356 g·cm<sup>−3</sup>&nbsp;<ref name="GESTIS" />
| Schmelzpunkt     = 735&nbsp;°C&nbsp;<ref name="GESTIS" />
| Siedepunkt       = 1049&nbsp;°C&nbsp;<ref name="GESTIS" />
| Dampfdruck       = 
| Löslichkeit      = 
* leicht löslich in Wasser (529 g·l<sup>−1</sup> bei 20&nbsp;°C)<ref name="GESTIS" />
* löslich in Methanol, Ethanol, Aceton, Pyridin und Diethylether<ref name="brauer" />
| CLH              = {{CLH-ECHA|ID=100.028.718|Name=Cobalt dichloride|Abruf=2016-02-01}}
| Quelle GHS-Kz    = <ref name="GESTIS" />
| GHS-Piktogramme  = {{GHS-Piktogramme|08|05|07|09}}
| GHS-Signalwort   = Gefahr
| H                = {{H-Sätze|302|317|318|334|341|350i|360F|410}}
| EUH              = {{EUH-Sätze|-}}
| P                = {{P-Sätze|273|280|301+312|302+352|305+351+338|308+313}}
| Quelle P         = <ref name="GESTIS" />
| REACH            = {{REACH|ECHA-ID=100.028.718|Artikel57=ac|Abruf=2019-12-06}}
| MAK              = ''nicht festgelegt, da krebserregend''<ref name="GESTIS" />
| ToxDaten         = {{ToxDaten |Typ=LD50 |Organismus=Ratte |Applikationsart=oral |Wert= 766 mg·kg<sup>−1</sup> |Bezeichnung=Hexahydrat |Quelle=<ref name="FoodChemTox">{{Literatur |Autor=G.J.A. Speijers, E.I. Krajnc, J.M. Berkvens, M.J. van Logten |Titel=Acute oral toxicity of inorganic cobalt compounds in rats |Sammelwerk=[[Food and Chemical Toxicology]] |Band=20 |Nummer=3 |Datum=1982-06 |Seiten=311–314 |DOI=10.1016/S0278-6915(82)80298-6}}</ref>}}
}}

'''Cobalt(II)-chlorid''' ist eine [[chemische Verbindung]] von [[Cobalt]] und [[Chlor]]. Es ist ein im wasserfreien Zustand blaues, als [[Hydrate|Hexahydrat]] rosafarbenes [[Salze|Salz]].

== Gewinnung und Darstellung ==
Cobalt(II)-chlorid lässt sich aus den Elementen oder durch Erhitzen des Hexahydrates in Gegenwart von [[Thionylchlorid]] oder [[Phosgen]] oder im [[Chlorwasserstoff]]strom gewinnen.<ref name="brauer">{{BibISBN|3432878230|Seiten=1660}}</ref>
:<math>\mathrm{CoCl_2 \cdot 6 \ H_2O + 6 \ SOCl_2 \longrightarrow CoCl_2 + 12 \ HCl + 6 \ SO_2}</math>

Letzteres kann wiederum durch Reaktion von [[Cobalt(II)-hydroxid]] oder [[Cobalt(II)-carbonat]] mit [[Salzsäure]] gewonnen werden.

:<math>\mathrm{CoCO_3 + 2 \ HCl \longrightarrow CoCl_2 + H_2O + CO_2}</math>

Ebenfalls möglich ist die Darstellung aus [[Cobalt(II)-acetat]]-Tetrahydrat und [[Acetylchlorid]].<ref name="brauer" />
:<math>\mathrm{Co(CH_3CO_2)_2 \cdot 4 \ H_2O + 6 \ CH_3COCl \longrightarrow}</math> <math>\mathrm{CoCl_2 + 2 \ (CH_3CO)_2O + 4 \ CH_3CO_2H + 4 \ HCl}</math>

== Eigenschaften ==
Wasserfreies Cobalt(II)-chlorid ist sehr [[hygroskopisch]] und nimmt leicht Wasser auf. Dabei ändert es sehr charakteristisch seine Farbe von blau nach rosa. Der entgegengesetzte Farbwechsel von rosa auf blau ist ebenfalls möglich, indem man das Hexahydrat auf Temperaturen oberhalb 35&nbsp;°C erhitzt.<ref>{{Holleman-Wiberg|Auflage=102.|Startseite=1685}}</ref> Der Farbwechsel ist von der Hydratform abhängig. Das Anhydrat hat eine blaue Farbe, das Hexahydrat rosa, das Monohydrat blauviolett, das Monohemihydrat dunkelblauviolett, das Dihydrat rosaviolett, das Tetrahydrat pfirsichblütenrot.<ref name="GESTIS" />

:<math>\mathrm{CoCl_2 + 6\ H_2O \longrightarrow CoCl_2 \cdot 6\ H_2O}</math>

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Datei:Cobalt(II) chloride.jpg|Cobalt(II)-chlorid (wasserfrei)
Datei:Cobalt(II)-chloride-hexahydrate-sample.jpg|Cobalt(II)-chlorid-Hexahydrat
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Es sublimiert in Chlorwasserstoff-Atmosphäre bei 500&nbsp;°C zu lockeren Kristallflittern. Seine [[Kristallstruktur]] ist [[trigonal]] und entspricht der von [[Cadmium(II)-chlorid]] mit der [[Raumgruppe]]&nbsp;{{Raumgruppe|R-3m|kurz}} (a = 354,4&nbsp;pm, c = 1743&nbsp;pm).<ref name="brauer" />

== Verwendung ==
Wegen des typischen Farbwechsels diente es als [[Indikator (Chemie)#Feuchtigkeitsindikatoren|Feuchtigkeits-Indikator]] in [[Trockenmittel]]n wie etwa [[Kieselgel]]. Mit Hilfe von Cobalt(II)-chlorid lässt sich Wasser auch in anderen Lösungen nachweisen.

Auch wird es als so genannte [[Geheimtinte]] benutzt, da es als Hexahydrat in wässriger Lösung auf dem Papier kaum sichtbar ist, wenn es aber erhitzt wird (z.&nbsp;B. über einer Kerze), tritt tiefblaue Schrift hervor.
Des Weiteren kann es als Zusatz zum Elektrolyten (Schwefelsäure) von [[Bleiakkumulator]]en genutzt werden, um die Batterielebensdauer und Leistung zu erhöhen. Die früher hergestellten [[Blitzlichtbirne]]n enthielten innen einen kleinen blauen Punkt aus Cobalt(II)-chlorid, der anzeigte, dass die Birne in Ordnung war. Wurde die Birne undicht, zog sie Luft und damit auch Feuchtigkeit an und der Punkt änderte seine Farbe nach rosa als Zeichen dafür, dass die Birne defekt ist. Der blaue Punkt in Blitzbirnen wurde erstmals 1937 von einer amerikanischen Firma verwendet, die dafür auch ein Patent erhielt.<ref>Deutsches Kameramuseum: [https://www.kameramuseum.de/sonderausstellungen/blitz/history/blitz-6.htm ''Vom Pulverblitz zum Elektronenblitz''], abgerufen am 10. Januar 2021.</ref>
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 Blaugel trocken.jpg|Kieselgel ([[Blaugel]]) enthält als Farbindikator Cobalt(II)-chlorid (trocken = blau)
 Blaugel feucht.jpg|Feuchtes Kieselgel ist rosa – es hat sich Cobalt(II)-chlorid-Hexahydrat gebildet
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Des Weiteren wird Cobalt(II)-chlorid in der Zellkultur verwendet, um Sauerstoffmangel nachzuahmen.<ref>S. Li, J. Zhang, H. Yang, C. Wu, X. Dang, Y. Liu: ''Copper depletion inhibits CoCl2-induced aggressive phenotype of MCF-7 cells via downregulation of HIF-1 and inhibition of Snail/Twist-mediated epithelial-mesenchymal transition.'' In: ''Sci Rep.'' 5, 2015, S. 12410. [[doi:10.1038/srep12410]].</ref> Dies ist in der Krebsforschung von Bedeutung, da vermutet wird, dass Sauerstoffmangel die Entstehung und Ausbreitung von Tumoren fördert.
In Brustkrebszellen kommt es dabei zu einer vermehrten Expression von den Proteinen [[Hypoxie-induzierter Faktor|HIF-1α]], [[CXCR4]] und [[VEGF]].<ref>Q. Li, R. Ma, M. Zhang: ''CoCl2 increases the expression of hypoxic markers HIF-1α, VEGF and CXCR4 in breast cancer MCF-7 cells.'' In: ''Oncol Lett.'' 15(1), 2018, S. 1119–1124. [[doi:10.3892/ol.2017.7369]].</ref>

== Sicherheitshinweise ==
Cobalt(II)-chlorid gilt als krebserzeugend sowie fruchtschädigend und ist möglicherweise erbgutverändernd. Der Stoff wurde am 28. Oktober 2008 in die Kandidatenliste der [[SVHC|besonders besorgniserregenden Stoffe]] aufgenommen. Der Eintrag wurde am 20. Juni 2011&nbsp;um die fortpflanzungsgefährdenden Eigenschaften ergänzt.<ref>[https://www.reach-clp-biozid-helpdesk.de/SiteGlobals/Layout/DataViews/Kandidatenliste/Datarecord_DBTool_Kandidatenliste.html?idDatarecord=165923 ''Kobaltdichlorid.''] in der REACH-CLP Helpdesk der Bundesbehörden, abgerufen am 16. November 2019.</ref>

Cobalt(II)-chlorid ist außerdem (wie alle wasserlöslichen Verbindungen und das Metall) ein [[Allergen#Kontaktallergene|Kontaktallergen]].<ref>K. A. Zug, E. M. Warshaw, J. F. Fowler Jr, H. I. Maibach, D. L. Belsito, M. D. Pratt, D. Sasseville, F. J. Storrs, J. S. Taylor, C. G. Mathias, V. A. Deleo, R. L. Rietschel, J. Marks: ''Patch-test results of the North American Contact Dermatitis Group 2005–2006.'' In: ''[[Dermatitis (Zeitschrift)|Dermatitis]]''. 20(3), 2009, S. 149–160.</ref>

Cobalt(II)-chlorid fördert aufgrund des simulierten Sauerstoffmangels in den Zellen (siehe oben) die Produktion von [[Erythrozyt]]en. Es besteht daher Sorge, dass Cobalt(II)-chlorid im Sport als Dopingsubstanz missbraucht wird.<ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Jelkmann |Titel=The Disparate Roles of Cobalt in Erythropoiesis, and Doping Relevance |Sammelwerk=Open Journal of Hematology |Band=3 |Datum=2012 |Seiten=3–6 |DOI=10.13055/ojhmt_3_1_6.121211}}</ref>

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Cobalthalogenide}}

[[Kategorie:Cobaltverbindung]]
[[Kategorie:Chlorid]]
[[Kategorie:Beschränkter Stoff nach REACH-Anhang XVII, Eintrag 30]]
[[Kategorie:Beschränkter Stoff nach REACH-Anhang XVII, Eintrag 28]]