Quelltext der Seite Blähung

{{Infobox ICD
| 01-CODE = R14
| 01-BEZEICHNUNG = Flatulenz und verwandte Zustände
}}
'''Blähung''' ist der in der Medizin gebräuchliche Fachausdruck für die normale [[Gas]]<nowiki />ansammlung im [[Darm]], die aufgrund der Verdauungsvorgänge im [[Verdauungstrakt]] von höheren [[Vielzellige Tiere|vielzelligen Tieren]] einschließlich des Menschen entsteht und dabei das [[Hohlorgan]] Darm aufbläht.<ref>''Kleineres Brockhaus’sches Conversations-Lexikon für den Handgebrauch.'' Brockhaus, 1854, S.&nbsp;522 ({{Google Buch |BuchID=LwZCAAAAcAAJ |Seite=522}}).</ref><ref>G. Steinhauser: ''„Die“ Blähungen, ihr Wesen, ihre Beschwerden und schädlichen Einwirkungen auf den menschlichen Körper, und die hülfreichsten Mittel dagegen.'' Verlag der Jasper’schen Buchhandlung. Herrngasse Nr. 251, im Fürst Liechtenstein’schen Palais, 1844, S.&nbsp;5 ({{Google Buch |BuchID=_3teAAAAcAAJ |Seite=5}}).</ref> Der Abgang der Blähung(en) durch den [[Anus]] wird als '''Flatus''' (von {{laS|flatus|de=Wind, Blähung}}), '''Wind'''<ref>Pschyrembel, Seite 524</ref> oder '''Darmwind''' bezeichnet. Als veraltet gelten die deutschen Bezeichnungen ''Leibwind'' und ''Blähwind''. Umgangssprachlich werden je nach Region unterschiedliche volkstümliche [[Onomatopoesie|lautmalerische]] Bezeichnungen für die Darmwinde verwendet, z.&nbsp;B. '''Furz'''<ref>{{Deutsches Wörterbuch |Lemma= |Band= |Sp=}} Jacob Grimm: ''Deutsches Wörterbuch: bd., I. abth., 1. hälfte. Forschel–Gefolgsmann.'' Bearb. von J. Grimm, K. Weigand und R. Hildebrand. 1878. S. Hirzel, 1878, S.&nbsp;951 ({{Google Buch |BuchID=dvGQDWCEGj8C |Seite=951}}).</ref> bzw. '''Furzen'''<ref>Vgl. auch [[Franz Maria Feldhaus]]: ''Ka-Pi-Fu und andere verschämte Dinge.'' Privatdruck, Berlin-Friedenau 1921 (= ''Quellenforschungen zur Geschichte der Technik und Industrie G. m. b. H.'').</ref> oder '''Pups''', in [[Bayern]] auch Schoaß, [[Österreich]] auch Schas (auch ''Schaas'' geschrieben), [[Pimpf|Pimpf, Pumpf]]<ref>Cornelia Schmitz-Berning: ''Vokabular des Nationalsozialismus.'' Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-092864-8, S.&nbsp;467 ({{Google Buch |BuchID=d5r7Vrz3UgIC |Seite=467}}).</ref><ref>Rolf Klüsener: ''Oma und der Karnickelorden.'' neobooks, 2014, ISBN 978-3-7380-0633-9 ({{Google Buch |BuchID=t0vVBQAAQBAJ |SeitenID=PT24}}).</ref> oder Pfurz.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ostarrichi.org/begriff-2625-de-Pfurz.html |wayback=20111107205454 |text=Deutsch-Österreichisches Wörterbuch }}</ref>

Ein Aufblähen des Darm[[Lumen (Biologie)|lumens]] und damit des Bauchraumes durch eine übermäßige Gasansammlung ohne Abgänge wird als [[Meteorismus]] bezeichnet. Sitzen die Darmgase fest ''(Flatus incarceratus)'', kann es zu schmerzhaften Bauchkrämpfen (''Wind[[kolik]]en'') kommen. '''Flatulenz''' bezeichnet das verstärkte rektale Entweichen von Darmgasen, oft hervorgerufen durch verstärkte Entwicklung von Gasen im Verdauungstrakt (beispielsweise [[Methan]], [[Kohlenstoffdioxid]], [[Wasserstoff]], [[Schwefelwasserstoff]] und anderen [[Gärung|Gär-]] bzw. [[Faulgas]]en) infolge [[Malassimilation]] (Probleme, Nährstoffe im Verdauungssystem aufzunehmen),<ref name="Hansen">W. E. Hansen: ''Gastrointestinale Symptome.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-69511-7, S.&nbsp;110 ({{Google Buch |BuchID=-AiqBgAAQBAJ |Seite=110}}).</ref> bakterieller Fehlbesiedelung<ref name="Hansen" /> aus der Nahrung oder anderen Darmabschnitten<ref>Christian Lübbert: [https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007%2F978-3-642-54676-1_298-1 ''Bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms.''] In: H. Lehnert et al. (Hrsg.): ''Springer Reference Medizin.'' Springer, Berlin/Heidelberg.</ref> oder seltener durch Schlucken von Luft beim hastigen Essen, [[Trinken]] oder [[Schlürfen]].<ref name="Hansen" /> Nach Ansicht von Ärzten gelten 24 Gasabgänge in 24 Stunden als normal, erst übermäßiger Gasabgang würde als Flatulenz bezeichnet.<ref>Sophie Faber: ''Das TRIAS-Handbuch – richtig selbst behandeln.'' Georg Thieme Verlag, 2007, ISBN 978-3-8304-3253-1, S.&nbsp;230 ({{Google Buch |BuchID=bbYLhhJhhIMC |Seite=230}}).</ref> Das gesamte Beschwerdebild (Meteorismus mit Flatulenz) wird umgangssprachlich als ''Blähungen'' zusammengefasst.

[[Datei:Frt755 1.ogg|mini|100px|Tonbeispiel Flatus]]
In einigen Gesellschaften sind Fürze ein [[Tabu]] und werden deshalb zurückgehalten (was ungesund ist<ref>[https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/51965/ ''Flatus retention is the major factor in diverticular disease''], abgerufen am 7. März 2023.</ref><ref>[https://www.nbcnews.com/business/travel/let-your-flatulence-fly-scientists-urge-passengers-flna1C8431651 'Let your flatulence fly, scientists urge passengers'], abgerufen am 7. März 2023, basierend auf [https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23463112/ ''Flatulence on airplanes: just let it go'']</ref>) oder kontrolliert leise entlassen.<ref>[https://www.wikihow.com/Fart-Quietly wikihow.com], abgerufen am 19. Februar 2023.</ref><ref>[https://soranews24.com/2018/10/09/how-often-do-japanese-people-rip-silent-farts-survey-investigates/ soranews.com], abgerufen am 19. Februar 2023.</ref>

Das Entweichen von Gasen aus dem [[Magen]] durch die Speiseröhre wird als [[Rülpsen]], ''Aufstoßen'' oder ''ructus'' bezeichnet.

== Ursachen ==
Beim normalen [[Verdauung]]svorgang des Menschen, der bis zu 42&nbsp;Stunden dauern kann, entstehen Darmgase. Der größte Anteil [[Diffusion|diffundiert]] in den Blutkreislauf und wird über die Lungen abgeatmet. Darmwinde sind dann ein Gasüberschuss von etwa 0,5 bis 1,5&nbsp;Litern pro Tag, der nicht auf diesem Weg den Körper verlässt. Ursachen für Gasüberschüsse können die Zusammensetzung oder Menge der Nahrung oder Nahrungsbestandteile sein; ebenso Verdauungsstörungen (z.&nbsp;B. eine [[exokrine Pankreasinsuffizienz]], bei denen einzelne Nährstoffe schlecht, verzögert oder gar nicht von der [[Darm#Darmwand|Darmwand]] aufgenommen werden und dann im Darm unter Gasbildung [[Gärung|vergären]]).

{| class="wikitable"
|+ style="padding-bottom:1em"| Nahrungsbestandteile, die zu Flatulenz führen können
|-
! Nahrungsmittel-<br />bestandteil !! Häufigkeit<br /> ([[Epidemiologie]])<br />in der&nbsp;Bevölkerung !! Beschwerdebild /<br /> Krankheitsbild
|-
| [[Lactose|Milchzucker]] || etwa 15 %{{FN|a)}} || [[Laktoseintoleranz]]
|-
| [[Fructose]]<br />(Fruchtzucker) || etwa 10 %{{FN|b)}} || [[Intestinale Fruktoseintoleranz]]
|-
| [[Histamin]] || etwa 1 % || [[Histamin-Intoleranz]]<ref>Reinhart Jarisch: ''Histamin-Intoleranz, Histamin und Seekrankheit.'' Thieme 2004, ISBN 3-13-105382-8.</ref>
|-
| [[Gluten]] || etwa 0,2 %<ref name="keller">R. Keller: ''Klinische Symptomatik „Zöliakie, ein Eisberg“.'' In: ''Monatsschrift Kinderheilkunde.'' Heidelberg 151.2003, S.&nbsp;706–714. {{ISSN|0026-9298}}</ref><br />(Details [[Zöliakie#Epidemiologie|dort]]) || [[Zöliakie]]<ref>Egid Strehl: ''Ernährungsbasics.'' Govi-Verlag, 2018, ISBN 978-3-7741-1385-5, S.&nbsp;93 ({{Google Buch |BuchID=Qb53DwAAQBAJ |Seite=93}}).</ref>
|-
| [[Chitin]]<ref>{{Webarchiv|url=https://www.gelbeseiten.de/ratgeber/gl/Darm/Blaehungen/Dieses-Gemuese-macht-Blaehungen-5-blaehende-Gemuesesorten |wayback=20190326082116 |text=www.gelbeseiten.de: ''Dieses Gemüse macht Blähungen: 5 blähende Gemüsesorten''. }}</ref> ||
|-
| ein hoher Anteil an wasserlöslichen [[Ballaststoffe]]n<ref>Rolf Bäumer: ''Onkologische Pflege.'' Georg Thieme Verlag, 2008, ISBN 978-3-13-143871-3, S.&nbsp;180 ({{Google Buch |BuchID=rdLmt6okNekC |Seite=180}}).</ref> || ||
|-
| [[Hülsenfrüchtler|Hülsenfrüchte]]{{FN|c)}} ||  ||
|-
| [[Inulin]] (in [[Topinambur]], [[Yacon]] enthalten) ||  ||
|-
| [[Zuckeraustauschstoff]]e [[Sorbit]], [[Xylit]] und [[Mannit]] ||  || bei individueller Unverträglichkeit<ref name="Pleyer" />
|-
| [[Pentosane]]; in Hülsenfrüchten<ref>Hans-Dieter Belitz: ''Lehrbuch der Lebensmittelchemie.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-08304-8, S.&nbsp;683 ({{Google Buch |BuchID=Rs-yBgAAQBAJ |Seite=683}}).</ref> und [[Roggen]](brot)<ref>Hans D. Belitz: ''Lehrbuch der Lebensmittelchemie.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-08310-9, S.&nbsp;528 ({{Google Buch |BuchID=haC0BgAAQBAJ |Seite=528}}).</ref> enthalten || ||
|}
{{FNBox|
  {{FNZ|a)|[[Laktoseintoleranz]] (Unverträglichkeit gegenüber [[Lactose|Milchzucker]]). Im deutschsprachigen Raum Europas sind ca. 15 % der erwachsenen Bevölkerung laktoseintolerant. Bei Afrikanern und Asiaten tritt die Laktoseintoleranz häufiger auf als bei Europäern.<ref>www.nahrungsmittel-intoleranz.com: [https://www.nahrungsmittel-intoleranz.com/de/laktoseintoleranz-informationen-symptome/ethnische-betrachtung-laktoseintoleranz.html ''Steinzeitmenschen mit Laktoseintoleranz''.]</ref> Bei ''Laktoseintoleranz'' wird der in [[Milch]] und Milchprodukten enthaltene [[Laktose|Milchzucker]] nicht im [[Dünndarm]] aufgenommen, sondern beginnt dort und im [[Dickdarm]] zu gären. Es können jedoch auch eine Reihe weiterer Symptome auftreten (siehe [[Laktoseintoleranz#Symptome|dort]]).}}

{{FNZ|b)|Intestinale Fruktoseintoleranz: Wissenschaftliche Studien in verschiedenen Ländern zeigen, dass etwa ein Drittel der Menschen Fruktose schlecht durch den Dünndarm aufnimmt (''[[Intestinale Fruktoseintoleranz|Fruktosemalabsorption]]'').<ref name="Rumessen">{{Literatur |Autor=J.J. Rumessen, E. Gudmand-Hoyer |Titel=Absorption capacity of fructose in healthy adults. Comparison with sucrose and ist constituent monosaccharides |Sammelwerk= [[Gut (Zeitschrift)|Gut]] |Band=27 |Datum=1986 |Seiten=1161–1168}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=A.S. Truswell, J.M. Seach, A.W. Thorburn |Titel=Incomplete absorption of pure fructose in healthy subjects and the facilitating effect of glucose |Sammelwerk=Am J Clin Nutr |Band=48 |Datum=1988 |Seiten=1424–1430 |Online=http://ajcn.nutrition.org/content/48/6/1424.full.pdf |Format=PDF |KBytes=1700}}</ref><ref name="Born">{{Literatur |Autor=P. Born, W. Kamenisch, S. Müller, F. Paul |Titel=Fruktosemalabsorption – Normalisierung durch Glukosezugabe |Sammelwerk=Verdauungskrankheiten |Band=9 |Nummer=6 |Datum=1991 |Seiten=239–241}}</ref> Von dem Drittel der Menschen hat wiederum ungefähr ein Drittel Symptome durch die malabsorbierte Fructose,<ref name="Rumessen" /><ref name="Born" /> beispielsweise Blähungen (weil die Fructose dann im Dünndarm und Dickdarm vergärt), [[Durchfall]], [[Übelkeit]] und [[Bauchschmerz]]en, in der Folge auch [[Reizmagen]] oder [[Reizdarm]].}}

{{FNZ|c)|Der Verzehr von Hülsenfrüchten kann eine deutliche Steigerung der Gasproduktion bewirken, da sie die Zuckermoleküle [[Rhamnose]], [[Raffinose]] und [[Stachyose]] enthalten, die im [[Dünndarm]] nicht verwertet werden können und erst im [[Dickdarm]] durch die Bakterien der [[Darmflora]] zersetzt werden. Diese Zuckerarten sind relativ gut wasserlöslich, ihr Gehalt in den besagten Nahrungsmitteln kann daher durch Einweichen derselben und Wegschütten des Einweichwassers vermindert werden. Rhamnose und Stachyose kommen in höheren Konzentrationen auch in den Nahrungsmitteln [[Zwiebel]]n, [[Echter Sellerie|Staudensellerie]], [[Kohl]], [[Knäckebrot]], [[Hühnerei]]er, [[Sauerkraut]] und [[Wassermelone]]n vor.}}}}

Sonstige Ursachen für Darmgase:<ref>Jürgen Ferdinand Riemann: ''Gastroenterologie in Klinik und Praxis.'' Georg Thieme Verlag, 2007, ISBN 978-3-13-158361-1, S.&nbsp;97.</ref>
* [[kohlensäure]]hältige Getränke (das meiste CO<sub>2</sub> daraus verlässt durch [[Rülpsen|Aufstoßen]] den Körper)
* Luft in Lebensmitteln (porige Gebäcke, Schäume, aufgeschlagene Cremes und Schlagsahne)
* Neutralisation von [[Magensaft|Magensäure]] und [[Fettsäuren]] mit dem [[Hydrogencarbonate|Bicarbonat]] der [[Verdauungsdrüse]]n
* Eindiffusion aus [[Vene|venösem]] Blut
* gasproduzierende und gasverbrauchende Bakterien: wasserstoffproduzierende Bakterien im Dickdarm sowie sulfatreduzierende Bakterien
* Geschluckte Luft. Luftschlucken ist ein üblicher Vorgang, der beim Sprechen und beim Essen, vor allem beim schnellen Essen großer Portionen, auftritt. Solcherart geschluckte Luft kann durch Rülpsen und [[Schluckauf]] ausgestoßen werden oder zu Blähungen führen.<ref name="Pleyer">Brigitte Pleyer: ''Ernährung im Alter.'' Springer-Verlag, 2017, ISBN 978-3-662-54889-9, S.&nbsp;87 ({{Google Buch |BuchID=dLJCDwAAQBAJ |Seite=87}}).</ref>
* [[Aerophagie]] (übermäßiges Luftschlucken), mit Abgang geruchloser Blähungen<ref>[[Ferdinand Hoff (Mediziner)|Ferdinand Hoff]]: ''Über Aerophagie.'' In: ''Münchener Medizinische Wochenschrift.'' Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. 15–19, hier: S. 17.</ref>
* Verzehr von rohem Getreidebrei, frischem [[Hefeteig|Hefegebäck]] oder [[Dörrobst]].<ref name="Pleyer" /><ref>E. Lever, S. M. Scott, P. Louis, P. W. Emery, K. Whelan: ''The effect of prunes on stool output, gut transit time and gastrointestinal microbiota: A randomised controlled trial.'' Clin Nutr. 38(1), Feb 2019, S. 165–173. PMID 29398337</ref>
* Beim Kauen der Nahrung wird diese mit [[Speichel]] vermischt. Die im Mundspeichel enthaltene [[Speichel-Amylase]] (Ptyalin) dient zur Zerlegung der in der Nahrung enthaltenen [[Stärke]].<ref>Irmgard Frey: ''Krankenpflegehilfe.'' Georg Thieme Verlag, 2002, ISBN 978-3-13-475911-2, S.&nbsp;68 ({{Google Buch |BuchID=0FATMcGuOOQC |Seite=68}}).</ref> Eine ungenügende Einspeichelung – üblich beim schnellen Trinken – kann daher beim Genuss stärkehaltiger Getränke (beispielsweise [[Getreidemilch]], [[Reismilch]], [[Sojamilch]], [[Mandelmilch]], [[Smoothie]]s, naturtrübe ungefilterte [[Fruchtsaft|Fruchtsäfte]], [[Gemüsesaft|Gemüsesäfte]]) zur unzureichenden Zerlegung dieser Stoffe führen. Dies bewirkt dann Gärvorgänge der Stärke im Gastrointestinaltrakt und daraus resultierend (zusammen mit einem Übermaß an [[Fruchtzucker]]<ref>FOCUS Online: ''Nahrungsmittelunverträglichkeit.'' TOMORROW FOCUS Media GmbH, 2014, S.&nbsp;11 ({{Google Buch |BuchID=omkZBAAAQBAJ |Seite=11}}).</ref><ref>Anne Kamp: ''Fruktosearm genießen.'' Gräfe Und Unzer, 2012, ISBN 978-3-8338-2988-8 ({{Google Buch |BuchID=qZQZftitS0MC |SeitenID=PP7}}).</ref><ref>B.O. Böhm: ''Klinische Diabetologie.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-59539-4, S.&nbsp;57 ({{Google Buch |BuchID=EtkjBgAAQBAJ |Seite=57}}).</ref>) Beschwerden wie Blähungen und Flatulenz.<ref>Maximilian Ledochowski: ''Wenn Brot & Getreide krank machen.'' Georg Thieme Verlag, 2011, ISBN 978-3-8304-6026-8, S.&nbsp;91 ({{Google Buch |BuchID=UJE65ywLKyoC |Seite=91}}).</ref><ref>Julia Seiderer-Nack: ''Was passiert im Darm?'' Südwest Verlag, 2014, ISBN 978-3-641-11815-0 ({{Google Buch |BuchID=Jz4MBAAAQBAJ |SeitenID=PT144}}).</ref> Bei manchen [[Kur]]en wird daher das löffelweise Einnehmen von Obst- und Gemüsesäften empfohlen, um sie besser einzuspeicheln.<ref>Harald Stossier: ''Viva Mayr!'' Georg Thieme Verlag, 2012, ISBN 978-3-8304-6365-8 ({{Google Buch |BuchID=yTkQTJrxBrEC |SeitenID=PT77}}).</ref>
* [[Kreatin]] bei der Verwendung als [[Nahrungsergänzungsmittel]] im Sport
* Zu Beginn einer [[Schwangerschaft]] wirkt ein erhöhter Spiegel des Hormons [[Progesteron]] beruhigend auf die Muskulatur der inneren Organe und somit auch auf die [[Peristaltik]] des Darmes. Der Darminhalt verweilt länger im Darm und es treten daher vermehrt Blähungen auf.<ref>Brigitte Holzgreve: ''300 Fragen zur Schwangerschaft.'' Gräfe Und Unzer, 2012, ISBN 978-3-8338-3102-7 ({{Google Buch |BuchID=NWv2emTa9OIC |SeitenID=PT100}}).</ref><ref name="books-vAoD8kxKUI0C-102">Karin Schutt: ''Mein Begleiter durch die Schwangerschaft.'' Gräfe Und Unzer, 2010, ISBN 978-3-8338-1842-4, S.&nbsp;102 ({{Google Buch |BuchID=vAoD8kxKUI0C |Seite=102}}).</ref><ref>Maria Hengstberger: ''Gynäkologie von Frau zu Frau.'' Springer-Verlag, 2009, ISBN 978-3-211-29963-0, S.&nbsp;58 ({{Google Buch |BuchID=STIhBAAAQBAJ |Seite=58}}).</ref>
* [[Reizdarmsyndrom]]
* [[Exokrine Pankreasinsuffizienz]]

== Physiologische Vorgänge ==
Die Bestandteile der Abwinde sind [[Stickstoff]] (aus geschluckter Luft), [[Wasserstoff]] (als Abbauprodukt von [[Kohlenhydrate]]n, siehe dazu [[Wasserstoffatemtest]]), Methan, Kohlenstoffdioxid sowie [[Schwefelverbindungen]].

{| class="wikitable"
|+ style="padding-bottom:1em"|Größenordnungen der Gase im Magen-Darm-Trakt<ref>Hatto-Franz Fuchs: ''Gastrointestinaltrakt.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-86797-2, S.&nbsp;426 ({{Google Buch |BuchID=PE6pBgAAQBAJ |Seite=426}}).</ref>
|-
! Herkunft !! Art !! Menge pro Tag
|-
| Geschluckte [[Luft]] || hauptsächlich [[Stickstoff|N<sub>2</sub>]] und [[Sauerstoff|O<sub>2</sub>]] || 2 Liter
|-
| [[Kohlenstoffdioxid|CO<sub>2</sub>]]-Freisetzung im Magen durch die [[Magensäure]] und [[organische Säuren]] der Nahrung || CO<sub>2</sub> || 15–30 Liter
|-
| bakterieller Nahrungsabbau || CO<sub>2</sub>&nbsp;&nbsp;H<sub>2</sub> H<sub>2</sub>S&nbsp;&nbsp;CH<sub>4</sub> || 15 Liter
|-
| Diffusion von Blutgasen in den Darmhohlraum || N<sub>2</sub>&nbsp;&nbsp;O<sub>2</sub>&nbsp;&nbsp;CO<sub>2</sub> || 15 Liter
|-
| '''insgesamt''' ||  || '''ungefähr 50&nbsp;Liter'''
|-
| || ||
|-
| Diffusion von Darmgasen ins Blut ||  || ungefähr 50&nbsp;Liter
|-
| Analer Gasausstoß ||  || ungefähr 2&nbsp;Liter
|}
(Zum Vergleich: Ein Hausrind stößt täglich etwa 200–400 Gramm Methan<ref name="Andree">Bert-Andree Zucker: ''Kompendium der Tierhygiene.'' Lehmanns Media, 2016, ISBN 978-3-86541-909-5, S.&nbsp;115 ({{Google Buch |BuchID=i7ifDQAAQBAJ |Seite=115}}).</ref> (oder 160 Liter<ref>Gerhard Gottschalk: ''Welt der Bakterien, Archaeen und Viren.'' John Wiley & Sons, 2015, ISBN 978-3-527-68891-3, S.&nbsp;114 ({{Google Buch |BuchID=pBolCgAAQBAJ |Seite=114}}).</ref>) aus, ein Schaf 25&nbsp;g.<ref name="Andree" />)

Der Großteil der Darmgase wird während der Verdauung durch Bakterien wie [[Escherichia coli]], [[Bacteroides vulgatus]] oder [[Methanobrevibacter smithii]] erzeugt. Diese sind die Produzenten von Wasserstoff, Methan und Schwefelverbindungen, welche der Grund für die leichte Entzündlichkeit des Flatus sind.

Kohlenstoffdioxid entsteht beispielsweise bei verschiedenen [[Gärung#Gärungsarten|Arten der Gärung]] oder wenn [[Carbonate|carbonat]]<nowiki />hältige Nahrung im Magen mit Salzsäure reagiert oder das Gas aus [[kohlensäure]]<nowiki />hältiger Nahrung durch die stärkere Säure freigesetzt wird

:<math>\mathrm{CO_3^{2-} + 2 \ HCl \longrightarrow CO_2 \uparrow + 2 \ Cl^- + H_2O}</math>

Für den Geruch wurden früher die Substanzen [[Indol]] und [[Skatol]] sowie [[Schwefelwasserstoff]] verantwortlich gemacht. [[Gaschromatographie|Gaschromatographische]] Untersuchungen im Jahre 1984 ergaben jedoch, dass Schwefelverbindungen wie [[Methanthiol]], Schwefelwasserstoff und [[Dimethylsulfid]] primär die geruchsbildenden Bestandteile sind.<ref>{{Literatur |Autor=Avery Gilbert |Titel=What the Nose Knows |Verlag=Crown Publishers |Datum=2008 |ISBN=978-1-4000-8234-6 |Kapitel=The Molecules That Matter |Seiten=28}}</ref>

Die Geräusche, die oft beim Entweichen der Gase entstehen, werden von der [[Vibration]] der [[Anus|Analöffnung]] verursacht. Das Geräusch variiert je nach der Spannung des [[Schließmuskel]]s, der Geschwindigkeit, mit der das Gas ausgestoßen wird, sowie dem Volumen der ausgestoßenen Gasmenge.

{{Anker|Urethritis}}Darmgase enthalten zwangsläufig [[Feuchte]] und diese die im Darm aufhältigen Mikroorganismen. Dadurch kann es durch [[Keimverschleppung]] zu einer [[Urethritis]] (Harnwegsentzündung) aufgrund von Darmbakterien<ref>Christian Jassoy: ''Hygiene, Infektiologie, Mikrobiologie.'' Georg Thieme Verlag, 2013, ISBN 978-3-13-151432-5, S.&nbsp;272 ({{Google Buch |BuchID=Ujf4E3XW10AC |Seite=272}}).</ref> kommen.<ref>Ernst G. Beck: ''Hygiene in Krankenhaus und Praxis.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-70813-8, S.&nbsp;163.</ref><ref>Reinhard Marre: ''Klinische Infektiologie''. Elsevier, Urban & FischerVerlag, 2013, ISBN 978-3-437-29216-3 ({{Google Buch |BuchID=FRzyAAAAQBAJ}}).</ref>

=== Diffusion ins Blut und Ausatmen ===
Der größte Anteil der Darmgase diffundiert in den Blutkreislauf und wird über die Lungen abgeatmet. Über die [[Toxizität]] von ins Blut eindiffundierten Darmgasen ist wenig bekannt, selbst die schwach narkotisierende Wirkung von Methan<ref>''Medizinische Klinik''. Urban and Schwarzenberg, 1910 ({{Google Buch |BuchID=vIxMAQAAMAAJ}}).</ref> ist umstritten.<ref>Wolfgang Weichardt: ''Ergebnisse der Hygiene Bakteriologie Immunitätsforschung und Experimentellen Therapie.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-92397-5, S.&nbsp;185 ({{Google Buch |BuchID=yHytBgAAQBAJ |Seite=185}}).</ref>

Obwohl Schwefelwasserstoff auf Zellebene Zellvorgänge beeinflussen kann,<ref>Sophie Le Trionnaire, Alexis Perry, Bartosz Szczesny, Csaba Szabo, Paul G. Winyard, Jacqueline L. Whatmore, Mark E. Wood and Matthew Whiteman: [https://pubs.rsc.org/En/content/articlelanding/2014/md/c3md00323j#!divAbstract ''The synthesis and functional evaluation of a mitochondria-targeted hydrogen sulfide donor, (10-oxo-10-(4-(3-thioxo-3H-1,2-dithiol-5-yl)phenoxy)decyl)triphenylphosphonium bromide (AP39)''.] Med. Chem. Commun., 2014,5, 728-736</ref><ref>Xu Cao, lei Ding, Zhi-Zhong Xie, Jin-Song Bian, Yong Yang, Matthew Whiteman, Philip K Moore: [https://www.researchgate.net/publication/325324795_A_Review_of_Hydrogen_Sulfide_Synthesis_Metabolism_and_Measurement_Is_Modulation_of_Hydrogen_Sulfide_a_Novel_Therapeutic_for_Cancer ''A Review of Hydrogen Sulfide Synthesis, Metabolism, and Measurement: Is Modulation of Hydrogen Sulfide a Novel Therapeutic for Cancer?'']; Antioxidants and Redox Signaling, Mai, 2018; [[doi:10.1089/ars.2017.7058]]</ref><ref>Philip K. Moore: ''Chemistry, Biochemistry and Pharmacology of Hydrogen Sulfide.'' Springer, 2015, ISBN 978-3-319-18144-8, S.&nbsp;337 ({{Google Buch |BuchID=nmgnCgAAQBAJ |Seite=337}}).</ref> wäre eindiffundierender Schwefelwasserstoff im Blut toxisch. Er bildet mit Metallatomen Sulfide, zerstört so das [[Hämoglobin]] und vermindert die [[Erythrocyten]]<nowiki />zahl.<ref>J. D. Sauerländer’s Verlag: ''Landwirtschaftliche Forschung''. J. D. Sauerländer’s Verlag, 1974 ({{Google Buch |BuchID=aJtKAAAAYAAJ}}).</ref> Ein Ausatmen erscheint daher unwahrscheinlich.

[[Halitosis]] (schlechter Atem) und [[Foetor ex ore]] (Mundgeruch) stammen laut einer Studie aus 2009 in 90 % der Fälle aus dem Bereich der [[Mundhöhle]] und weitere 5–8 % aus dem [[Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde|HNO]]-Bereich, [[gastrointestinal]]e Erkrankungen wären in weniger als 0,1 % die Ursache.<ref>H. Schulze, P.-M Jervøe-Storm: ''Halitosis''. In: ''ZWR'' 2012, 121(3), S.&nbsp;94–104. Georg Thieme Verlag, Stuttgart / New York; [[doi:10.1055/s-0032-1311750]]; [https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0032-1311750.pdf thieme-connect.com] (PDF).</ref>

== Analytik ==
Die sichere qualitative und quantitative Bestimmung der einzelnen Bestandteile der Darmgase kann durch [[Gaschromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung|Kopplung der Gaschromatographie mit der Massenspektrometrie]] erfolgen.<ref>CS. Probert, PR. Jones, NM. Ratcliffe: ''A novel method for rapidly diagnosing the causes of diarrhoea''. In: ''Gut.'',  2004 Jan, 53(1), S.&nbsp;58–61; PMID 14684577</ref><ref>FL. Suarez, J. Springfield, MD. Levitt: ''Identification of gases responsible for the odour of human flatus and evaluation of a device purported to reduce this odour''. In: ''Gut.'', 1998 Jul, 43(1), S.&nbsp;100–104; PMID 9771412</ref> Die so identifizierten Bestandteile waren hauptsächlich [[Schwefelwasserstoff]], [[Methanthiol]] und [[Dimethylsulfid]].

== Ungewollter Abgang ==
Die Unfähigkeit, seine Darmgase willkürlich zurückzuhalten, gehört zum Beschwerdebild der [[Stuhlinkontinenz]] („Inkontinenz für Flatus“).

Der ungewollte Abgang von [[Kot|Stuhl]] bei der Flatulenz kann bei Menschen im Alter von mehr als 4 Jahren<ref>''Symptomatische Therapie der Multiplen Sklerose.'' Georg Thieme Verlag, 2005, ISBN 3-13-133471-1, S.&nbsp;72 ({{Google Buch |BuchID=_LT5cRPQOtwC |Seite=72}}).</ref> diverse Ursachen haben, beispielsweise entzündliche Prozesse an dieser Stelle,<ref name="Ana">Hermann S Füeßl, Martin Middecke: ''Anamnese und klinische Untersuchung.'' Georg Thieme Verlag, 2010, ISBN 3-13-126884-0, S.&nbsp;250 ({{Google Buch |BuchID=Ss-1p4eYrmwC |Seite=250}}).</ref> Anal[[fistel]]n,<ref name="Ana" /> [[Trauma (Medizin)|medizinische Traumen]],<ref name="Ana" /> Störungen des [[Limbisches System|limbischen System]],<ref name="Ana" /> [[Colitis ulcerosa]],<ref name="Ana" /> [[Morbus Crohn]],<ref name="Ana" /> [[Rektumprolaps]],<ref name="Ana" /> beginnende [[Demenz]]<ref name="Ana" /> oder neuronale Schäden<ref name="Ana" /> oder ein [[Rektumkarzinom]].<ref name="Ana" /><ref>Heiner Greten, Franz Rinninger, Tim Greten: Innere Medizin, 13. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-13-552213-5, S.&nbsp;787.</ref><ref>Linus Geisler: ''Innere Medizin''. 19. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-17-018768-9, S.&nbsp;367.</ref> Bei oftmaligem Auftreten mit „Leidenscharakter“ wird eine rektale Untersuchung oder [[Rektoskopie]] empfohlen.<ref name="Ana" />

== Behandlung ==
=== Hausmittel ===
Gegen unangenehme Blähungen gibt es verschiedene [[Hausmittel]]:
* Verzicht auf Nahrungsmittel, die als blähungsfördernd gelten
* Bei Unverträglichkeit gewisser Nahrungsmittel: Verzicht auf diese Nahrungsmittel – beispielsweise auf [[Milchprodukte]] im Falle von [[Laktoseintoleranz]] oder auf [[Rotwein]] bzw. [[Käse]] im Fall von [[Histamin-Intoleranz]]
* Enzymersatztherapie ([[Pankreatin]], [[Pilzenzym]]e) bei einer zugrunde liegenden [[Exokrine Pankreasinsuffizienz|exokrinen Pankreasinsuffizienz]]<ref>Arendt et al.: ''Treatment of meteoristic complaints in chronic pancreatitis.'' In: ''Verdauungskrankheiten.'' 1999; Jahrgang 17, Nr. 1: 10-15.</ref>
* Nachgeben von [[Stuhlgang|Stuhldrang]] (anstatt den [[Stuhlgang]] zurückzuhalten; dazu siehe [[Obstipation|Konstipation]]) mit „zwei, allenfalls drei Stuhlportionen“,<ref>[http://www.prokt.de/proktologie/darmvorsorge/entleerungsverhalten/ Entleerungsverhalten - Weg mit der Zeitung]</ref> um längeres Verbleiben des [[Kot]]es im [[Dickdarm]] zu vermindern und den Dickdarm weitgehend auszuräumen. Also Stuhlgang vor Besuch einer [[Sauna]], einer Veranstaltung oder vor dem Zubettgehen.
* Sowohl bei Kleinkindern als auch bei Erwachsenen kann die [[Bauchmassage]] Abhilfe schaffen, bei welcher der Bauch im Uhrzeigersinn kreisend sanft massiert wird. Dabei lösen sich eventuell festsitzende Gasblasen, die schmerzhaft drücken können.
* Eine [[Rollkur]], bei der der Patient sich abwechselnd auf die eine und die andere Seite legt, so dass die Gase nach oben steigen bzw. von anderen, der Schwerkraft folgenden Darminhalten verdrängt werden (rein mechanisch) und dann einfacher ausgeschieden werden können.
* Lokale Wärme, zum Beispiel durch Auflegen einer [[Wärmflasche]]
* Verwendung so genannter [[Karminativum|Karminativa]] wie beispielsweise [[Echter Kümmel|Kümmel]]. Deren Wirkstoffe sind [[ätherische Öle]], die die Verkrampfung des Darms lösen und für einen leichteren Abgang der Darmgase sorgen. Diese Mittel verhindern Blähungen allerdings nicht, sondern sorgen nur für einen unauffälligeren Abgang von Darmgasen. Ätherische Öle sind für Kleinkinder allerdings nur begrenzt geeignet. Viele ätherische Öle können [[allergie]]fördernd wirken.

=== Arzneimittel ===
Zudem gibt es antiflatulente Arzneimittel; Beispiele dafür sind [[Simeticon]] und [[Polydimethylsiloxan]] (PDMS), die beide entschäumend wirken, und [[Aktivkohle]], die die Gase über ihre große Oberfläche bindet. Besonders [[Säugling]]e schlucken beim Saugen viel Luft, die dann im Verdauungssystem voluminösen stabilen Schaum bildet. Entschäumungsmittel bewirken die Auflösung dieser Schäume zu größeren Gasblasen, die leichter und schneller ihren Weg durch den Darm finden. Eine deutsche Beobachtungsstudie konnte zeigen, dass eine Pflanzenkombination mit [[Myrrhe]] (plus [[Echte Kamille|Kamille]] und [[Kaffeekohle]]) bei Darmerkrankungen mit chronischem und akutem Durchfall wirksam und verträglich ist. Besonders gut lindere die pflanzliche Dreierkombination auch die Blähungssymptomatik bei Reizdarmpatienten.<ref>U. Albrecht u.&nbsp;a.: ''Efficacy and safety of a herbal medicinal product containing myrrh, chamomile and coffee charcoal for the treatment of gastrointestinal disorders: a non-interventional study.'' (PDF). In: ''BMJ Open Gastro.'' 2014, S.&nbsp;1:e000015, [[doi:10.1136/bmjgast-2014-000015]], {{PMC|4533328}}</ref> Hierneben gibt es auch andere pflanzliche Arzneimittel, deren Wirkung durch verschiedene Gremien bestätigt wird (u.&nbsp;a. Wacholderbeeröl<ref>{{Internetquelle |url=https://arzneipflanzenlexikon.info/wacholder.php |titel=Arzneipflanze Wacholder |hrsg=Kooperation Phytopharmaka |sprache=de |abruf=2022-05-22}}</ref>).

=== Darmrohr ===
Ein ''Analpessar'' ist ein in den Anus eingeführtes und dort platziertes [[Darmrohr]], das ein kontinuierliches Entweichen der Darmgase ohne Geräusche ermöglicht und somit einen Blähbauch und damit verbundene Leibschmerzen verhindert.<ref>Günther H. Heepen: ''Chaos im Darm.'' Gräfe Und Unzer, 2017, ISBN 978-3-8338-5824-6</ref> Die spezielle Form des Röhrchens (ähnlich einem [[Analplug]]) verhindert, dass es beim alltäglichen Tragen als [[Fremdkörper in Anus und Rektum|analer Fremdkörper]] im Rektum verschwindet. Bei [[Säugling]]en werden bei Blähungen neben dem [[Fliegergriff]] und zarten Bauchmassagen auch „Blähungshilfe-Katheter“ oder „Baby-Darmrohre“ verwendet. Siehe dazu auch [[Darmrohr#Anwendung]].

== Künstlerische Rezeption ==
* Von dem elsässischen Zeichner [[Tomi Ungerer]] illustriert: ''Der Furz. Vom Urknall bis heute. Die seit Menschengedenken umfassendste Dokumentation des Furzens'' (1980).<ref>Robert Pütz (Hrsg.): ''Der Furz. Vom Urknall bis heute. Die seit Menschengedenken umfassendste Dokumentation des Furzens''. Zusammengestellt und kommentiert von Alfred Limbach, illustriert von Tomi Ungerer. Argos Press, Köln 1980.</ref>
* In dem Roman ''[[Doktor Proktors Pupspulver]]'' von [[Jo Nesbø]] spielen Darmwinde eine große Rolle. Das Buch [[Doktor Proktors Pupspulver (Film)|wurde 2014 verfilmt]].
* In der Comicserie ''[[Luzian Engelhardt]]'' von [[Dirk Seliger]] und [[Jan Suski]] spielt ein Höllenfurz namens Flatus eine wichtige Hauptrolle als Kompagnon des Teufels.
* Die österreichische Band [[Erste Allgemeine Verunsicherung]] thematisierte den Furz in ihrem humorigen Song ''Einer geht um die Welt'', erschienen 1990 auf dem Album ''Neppomuk’s Rache''.
* Im Spielfilm ''[[Das große Fressen]]'', der den [[Suizid]] durch Essen zum Inhalt hat, stirbt einer der vier [[Protagonist]]en unter heftigen Blähungen.
* ''Artie – Furz der Film'', eine amerikanische Komödie (Originaltitel ''Artie - F.A.R.T.-THE MOVIE'') mit [[Kevin P. Farley]] und [[Heather McComb]].

== Trivia ==
Ein ungewollter [[Kot|Stuhl]]abgang bei der Flatulenz wird umgangssprachlich auch als '''Falscher Freund''' bezeichnet.<ref>[https://www.diepta.de/news/peinliche-winde ''Peinliche Winde.''] Auf ''diepta.de'', abgerufen am 14. April 2024.</ref><ref>[https://www.ur.ch/_docn/126362/Krebsliga_Schweiz_Fruherkennung_Darmkrebs.pdf ''Früherkennung von Darmkrebs''] (PDF; 0,6&nbsp;MB) auf der Website des [[Kanton Uri|Kantons Uri]], abgerufen am 14. April 2024.</ref>

Einige Menschen haben die Fähigkeit, durch gezieltes Spannen des Darmschließmuskels die Tonhöhe der Abwinde zu [[Modulation (Musik)|modulieren]]. Der bekannteste dieser [[Kunstfurzer]], die früher auf Jahrmärkten und Rummelplätzen auftraten, war der Franzose [[Joseph Pujol]], der unter dem Künstlernamen ''Le Pétomane'' (von {{frS|le pet|de=der Furz}}) auch im Pariser [[Moulin Rouge]] in den 1890er Jahren auftrat. Dabei soll Pujol die Fähigkeit gehabt haben, auch über den Anus Luft einzusaugen und geruchsfrei Geräusche und Töne produzieren zu können. Sein [[Repertoire]] umfasste die Imitation von Gewittern, von Kanonenschlägen bis hin zur Intonation von Melodien.<ref>[https://hpd.de/artikel/kunstfurzer-13621 Colin Goldner: ''Der Kunstfurzer'']</ref> Auch in neuerer Zeit sind derartige Darbietungen bekannt geworden. Im Rahmen des von [[André Heller]] 1987 realisierten Vergnügungsparks [[Luna Luna (Kunst)|Luna Luna]] traten mehrere Kunstfurzer auf. Mit einer ähnlichen Nummer reiste der unter dem Künstlernamen [[Mr.&nbsp;Methane]] auftretende Brite Paul Oldfield (* 1966) ab 1991 durch Fernsehshows rund um die Erde.

== Darmgase bei Tieren ==
Nach Schätzungen der [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen|FAO]] werden 18 % der [[anthropogen]]en [[Treibhausgas]]emissionen, 65 % der [[Distickstoffmonoxid|Lachgas]]<nowiki />emissionen, 37 % der Methan[[Emission (Umwelt)|emissionen]] und 9 % der Kohlenstoffdioxid-Emissionen von Darmgasen (Flatus oder Rülpser) der [[Wiederkäuer]] der [[Tierproduktion]] verursacht.<ref>Annamaria Grabowski: ''Schwein gehabt?'' epubli, 2014, ISBN 978-3-8442-9062-2, S.&nbsp;13 ({{Google Buch |BuchID=cDJwAwAAQBAJ |Seite=13}}).</ref> Weltweit stünden heute 1,5 Milliarden Rinder auf der Weide. Erwärmt sich das Klima und Temperaturen, würden Pflanzen weniger nährstoffreich sein, dadurch würde sich mehr Methan in den Tiermägen bilden. Im Zuge der Temperaturerhöhung und weltweit wachsender Tierbestände könnte der Methan-Ausstoß von Vieh bis 2050 auf einen über 70 Prozent höheren Wert als zum gegenwärtigen Zeitpunkt steigen.<ref>[http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&kid=2&id=4406 Klimakiller Kuh], Pressemeldung der [[Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung]]</ref>

Wiederkäuer rülpsen große Mengen der im Verdauungstrakt gebildeten Gase (wegen des unterschiedlichen Aufbaus, siehe dazu [[Pansen]]). Blockiert ein Pflanzenballen oder Fremdkörper in der Speiseröhre das Aufstoßen, so kann sich eine lebensbedrohende Aufblähung ([[Pansentympanie]]) bilden, die von einem [[Tierarzt]] durch einen [[Pansenstich]] mit einem [[Trokar]] „entlüftet“ werden kann (siehe dazu auch [[Kolik (Pferdekrankheit)]], [[Magentympanie]] oder [[Darmtympanie]] bei [[Meerschweinchenverwandte]]n und [[Trommelsucht]] bei [[Kaninchen]]).

== Siehe auch ==
* [[Pneumatosis intestinalis]] (Gasansammlung in der Wand des [[Verdauungstrakt]]s)
* [[Roemheld-Syndrom]] (Herzbeschwerden, die durch Gasansammlungen im [[Darm]] und im [[Magen]] hervorgerufen werden).
* [[Flatus vaginalis]]
* [[Furzkissen]]
* [[Bristol-Stuhlformen-Skala|Stuhlformen]]
* [[Lungenemphysem]] (Aufblähung der [[Lungenbläschen]] und der [[Lunge]])

== Literatur ==
* {{Literatur
   |Autor=[[Giulia Enders]], Jill Enders (Illustrationen)
   |Titel=Darm mit Charme. Alles über ein unterschätztes Organ
   |Verlag=Ullstein
   |Ort=Berlin
   |Datum=2014
   |ISBN=978-3-550-08041-8}}
* {{Literatur
   |Autor=[[Tomi Ungerer]] (Illustrator)
   |Hrsg=Alfred Limbach, Robert Pütz
   |Titel=Der Furz
   |Reihe=Heyne-Bücher / 01
   |NummerReihe=6163
   |Auflage=14
   |Verlag=Heyne
   |Ort=München
   |Datum=1995
   |ISBN=3-453-01678-5
   |JahrEA=1980}}
* {{Literatur
   |Autor=[[Mary Roach]]
   |Titel=Schluck. Auf Entdeckungsreise durch unseren Verdauungstrakt
   |Verlag=DVA
   |Ort=München
   |Datum=2014
   |ISBN=978-3-421-04640-6
   |Originaltitel=Gulp
   |Übersetzer=Katrin Behringer}}
* Barbara C. Bowen: ''The 'Honorable Art of Farting' in Continental Renaissance Literature.'' In: Jeff Persels, Russell Ganim (Hrsg.): ''Fecal Matters in Early Modern Literature and Art. Studies in Scatology.'' Studies in European Cultural Transition, Band 21. Ashgate, S.&nbsp;1–13.
* Keith Thomas: ''Der Furz im England des 17. Jahrhunderts. Soziale Peinlichkeit und Körperkontrolle?'' In: ''Historische Anthropologie'', 2012, 20, Heft 2, S.&nbsp;200–224.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Flatulence|Flatulenz}}
{{Wiktionary}}

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

{{Gesundheitshinweis}}

{{Normdaten|TYP=s|GND=4145792-4}}

[[Kategorie:Verdauungsphysiologie]]
[[Kategorie:Krankheitssymptom in der Gastroenterologie]]
[[Kategorie:Geräusch]]
[[Kategorie:Gas]]